- Weihnachtsbräuche rund um die Welt
- Weihnachten in Deutschland
- Die Niederlande: Sinterklaas kommt am 5.Dezember
- Schweden: Safranbrot, Weihnachtswichtel und Donald Duck
- Dänemark: Hier tanzt man um den Weihnachtsbaum
- Ungarn: Wie wird man seine Frau los in 12 Tagen
- Spanien: Das große Los
- Russland: Väterchen Frost hat den Nikolaus eiskalt abserviert
- Japan: Ein zweiter Valentinstag?
- USA: Milch und Kekse, keine Cola…
- Australien: Weiße Weihnachten am Sandstrand
- Was meint Ihr?
Weihnachtsbräuche rund um die Welt
Es gibt viele Weihnachtsbräuche, die sich je nach Familie, vor allem aber je nach Herkunft unterscheiden. Und das, was für uns wie selbstverständlich zum Weihnachtsfest dazu gehört, kann anderen vollkommen fremd erscheinen. Wir haben uns für Dich auf eine kleine Weltreise begeben, um Dir einige bemerkenswerte Weihnachtsbräuche und -sitten aus anderen Ländern vorzustellen.
Weihnachten in Deutschland
Glühweintrinken auf dem Weihnachtsmarkt, das morgendliche Plündern des Adventskalenders und jede Menge Naschereien – für viele Menschen ist die Weihnachtszeit die schönste Zeit des Jahres. Die Häuser erstrahlen in gemütlichem Festtagsglanz und jeden Sonntag entflammt eine weitere Kerze auf dem Adventskranz, die einen daran erinnert, dass noch die letzten Weihnachtsgeschenke besorgt werden müssen.
Kurz vor Weihnachten wird dann endlich der lang ersehnte Weihnachtsbaum geholt. Nachdem die Lichterkette entwirrt ist, die sich einem jedes Jahr aufs Neue als verknotetes Knäuel entgegenreckt, erstrahlt der Baum endlich in seiner vollen Pracht. Mit seinem festlichen Christbaumschmuck taucht er sein Umfeld in ein erwartungsvolles Licht. Unterstützt wird er dabei von Schwibbögen aus dem Erzgebirge, Herrnhuter Sternen aus der Oberlausitz und hölzernen, sich drehenden Weihnachtspyramiden, in denen die Figuren der Weihnachtsgeschichte unermüdlich ihre Runden drehen.
Doch wie wird Weihnachten in den anderen Ländern gefeiert? Unsere erste Station liegt erstaunlich nahe: Denn bereits unsere Nachbarn aus den Niederlanden haben eine komplett andere Vorstellung von gelungenen Festtagen.
Die Niederlande: Sinterklaas kommt am 5.Dezember
Während wir Anfang Dezember langsam in Weihnachtsstimmung kommen und die ersten Glühweine auf den Weihnachtsmärkten genießen, sind die Niederländer schon lange in Festtagsstimmung. Denn in vielen Familien werden die Geschenke nicht vom Weihnachtsmann oder vom Christkind gebracht, sondern von „Sinterklaas“, dem Heiligen Nikolaus. Und dieser trifft bereits Mitte November aus seiner Heimat in Spanien ein – standesgemäß für den Schutzpatron der Seefahrt auf seinem voll beladenem Dampfschiff, dem „Pakjesboot 12“.
Für die nächsten drei Wochen hat der Sinterklaas dann einen ziemlich straffen Terminplan: Mehrmals die Woche reitet er mit seinem stolzen, offensichtlich hochakrobatischen Schimmel Amerigo über die Dächer der Städte und Dörfer. Begleitet wird er dabei von seinen fleißigen Helfern, den „Zwarten Pieten“. Auf den Dächern angekommen klettert er durch die Kamine in die Häuser und Wohnungen der Menschen. Dort trifft er auf erwartungsvolle Kinderschuhe, die mit Wunschzetteln und Heu oder Karotten für das Pferd gefüllt wurden. Als Dankeschön hinterlässt Sinterklaas Süßigkeiten, kleine Geschenke und die traditionellen Schokoladenbuchstaben. Am Abend des 5. Dezembers, dem „Pakjesavond“, versammelt sich schließlich die ganze Familie und wartet gespannt darauf, dass Sinterklaas an die Tür klopft, um einen großen Sack voller Geschenke zurückzulassen.
Für viele Familien in den Niederlanden hat Sinterklaas nach wie vor einen höheren Stellenwert als das Weihnachtsfest. Kein Wunder, denn über 50% der Niederländer gehören keiner Religion an. Trotzdem bekommt Sinterklaas immer größere Konkurrenz von seinem Kollegen, dem Weihnachtsmann oder „Kerstman“. Denn dieser hat einfach die höhere Medienpräsenz.
Schweden: Safranbrot, Weihnachtswichtel und Donald Duck
Bereits in der Vorweihnachtszeit haben die Schweden einiges zu feiern: Denn wie in den anderen skandinavischen Ländern auch wird hier am 13. Dezember das Luciafest gefeiert, der Tag der Lichterkönigin. Überall im Land trifft man auf strahlende Lichterzüge, welche die morgendliche Dunkelheit erhellen und von traditionellen Gesängen begleitet werden. Neben der offiziellen schwedischen Lucia werden auch die ältesten Familientöchter in weiße Gewänder mit roten Bändern gehüllt. Auf ihrem Kopf tragen sie einen Kranz aus Preiselbeerzweigen, der mit leuchtenden Kerzen besetzt ist. Ebenfalls typisch für diesen Tag ist das Verteilen von Pfefferkuchen und „Lussekatter“ (Luciakatzen), leckeren Safran-Brötchen. Getrunken wird „Glögg“, skandinavischer Glühwein.
Am 23. Dezember ist „Lillejulafton“, der kleine Weihnachtsabend. An diesem Tag werden im Familienkreis letzte Vorbereitungen für das Weihnachtsfest getroffen. Der Weihnachtsschinken wird gekocht, der Weihnachtsbaum wird geschmückt und Julklapp-Reime geschrieben, oft lustige Gedichte, die den Geschenken beigelegt werden. Apropos Weihnachtsbaum: An einem typisch schwedischen Christbaum darf der „Julbock“ aus Stroh nicht fehlen. Dieser hat keine christliche Bedeutung, sondern entstammt der nordischen Mythologie: Denn der Wagen von Thor, dem Gott des Donners, wird von zwei Böcken gezogen.
Während bei uns alle Jahre wieder zur Weihnachtszeit die Helden der schwedischen Autorin Astrid Lindgren über die Bildschirme flackern, eröffnet in Schweden meist der tollpatschige Donald Duck den bunten Weihnachtsreigen. Auf den Tisch kommt in der Regel das Julbord, ein weihnachtliches Buffet mit allerhand schwedischen Weihnachtsspezialitäten. Die Zubereitung ist sehr aufwändig und wäre in vielen Familien ohne die Hilfe der hauseigenen Wichtel kaum möglich. Zum Dank erhalten sie häufig eine große Schüssel voller Milchbrei.
In vielen schwedischen Familien sind es die Kobolde Tomte, Tomtebisse und Nisse, die am Heiligabend die Geschenke bringen. In anderen wartet man auf den „Jultomten“ oder den „Tomte-Nisse“, der mit unserem Weihnachtsmann vergleichbar ist. Am 13. Januar ist die schwedische Weihnachtszeit vorbei und der Weihnachtsbaum wird schwungvoll aus dem Fenster befördert („Knut“).
Dänemark: Hier tanzt man um den Weihnachtsbaum
Auch in Dänemark stimmt man sich mit dem Luciafest auf Weihnachten ein. Aber auch Adventskalender, Adventskränze und Kalenderkerzen, die jeden Tag ein Stückchen weiter heruntergebrannt werden, verbreiten weihnachtliche Vorfreude. Ebenfalls beliebt ist in Dänemark der Julekalender im Fernsehen in Form einer 24-teiligen Serie.
Die betrieblichen Weihnachtsfeiern finden meist in Form eines ausführlichen gemeinsamen Essens statt, dem „Julefrokost“. Dazu gehören meist das dänische Gebäck „Æbleskiver“, „Glögg“ und „Julebryg“, ein weihnachtliches Starkbier. Julefrokost ist aber auch die Bezeichnung für das familiäre Weihnachtsessen am ersten oder zweiten Weihnachtstag. Als Dessert wird der Tradition entsprechend Mandelmilchreis gereicht, in dem eine ganze Mandel versteckt ist. Wer die Mandel findet, bekommt ein kleines Geschenk, die sogenannte „Mandelgave“.
Ein dänischer Weihnachtsbaum darf kein Nischendasein fristen, da viele Familien den Brauch haben, um ihn herumzutanzen. Zum dänischen Christbaumschmuck gehören neben dem „Julebuk“ Girlanden mit dänischer Flagge, „Julehjerter“ (geflochtene Weihnachtsherzen, oft in den Landesfarben Rot und Weiß) und „Kremerhuse“, kleine, mit Süßigkeiten gefüllte Tütchen.
In Dänemark werden die Geschenke vom Weihnachtsmann, dem „Julmand“ gebracht. Dieser kommt aus Grönland und ist in Begleitung seiner fleißigen Weihnachts- oder „Julnissen“. Als Dankeschön werden für die Nissen auf vielen dänischen Dachböden Schüsseln mit Grütze aufgestellt.
Ungarn: Wie wird man seine Frau los in 12 Tagen
Auch im weit entfernten Ungarn wird am 13. Dezember der Tag der Heiligen Lucia kerzenreich gefeiert: „Luca-napja“. Besonders in früheren Zeiten waren einige Bräuche mit diesem Tag verbunden, von denen sich einige bis heute gehalten haben. So war es beispielsweise Frauen verboten, am Luca-Tag zu arbeiten, um die Eierproduktion der Hühner zu steigern.
Und auch heute noch beginnen viele Männer an diesem Tag mit dem Bau des „Luca széke“ (Luca-Stuhls). Jeden Tag wird dem Stuhl ein kleines Stück hinzugefügt, bis er pünktlich zu Heiligabend fertig ist. Das fertige Möbelstück wird dann mit in die Kirche genommen, wo man sich auf ihn stellt. Was das bringt? Angeblich verleiht der Stuhl einem die Fähigkeit, Hexen zu erkennen, sodass man diese vertreiben kann. Andernorts müssen sich die Frauen auf die Stühle stellen. Bricht einer zusammen, ist die Frau eine Hexe (wer würde schon die handwerklichen Fähigkeiten eines Mannes hinterfragen).
Viele Mädchen nutzen den Luca-Tag dazu, um mehr über ihren Zukünftigen herauszufinden, zum Beispiel beim Bleigießen. Weniger Fantasie, aber mehr Durchhaltevermögen braucht man bei der „Zettelmethode“: Auf dreizehn Zettel werden dreizehn verschiedene Jungennamen geschrieben, wovon jeden Tag einer ungelesen weggeworfen wird. Was übrig bleibt? Natürlich der Name des Zukünftigen.
Zur ungarischen Weihnachtszeit gehört eine köstliche Spezialität, die nicht nur kleine Kindergaumen, sondern auch die Augen erfreut: „Szaloncukor“ (Salonzucker). Diese gefüllten Zucker- oder Karamellbonbons werden in Seidenpapier eingewickelt und dienen oft als verführerischer Christbaumschmuck. Für die Geschenke unterm Baum ist hier übrigens vornehmlich das Christkind, „Jézuska“, zuständig, obwohl auch der Weihnachtsmann immer beliebter wird.
Spanien: Das große Los
Für viele Spanier ist das größte Highlight der Vorweihnachtszeit die landesweite Weihnachtslotterie („Sorteo extraodinario de Navidad“). Diese findet bereits seit 1812 statt und wird heute mit einer ausgedehnten Fernsehübertragung zelebriert. Der Hauptgewinn wird liebevoll „El Gordo“, der Dicke, genannt. Der Preis für ein Los ist mit 200 Euro auch nicht gerade schlank, sodass meist Zehntellose gekauft werden.
Auch wenn Weihnachtsbäume in Spanien immer beliebter werden – der eigentliche Mittelpunkt der dortigen Weihnachtsdekoration sind liebevoll gestaltete Krippen, die in den Wohnzimmern, in Schaufenstern und auf öffentlichen Plätzen ausgestellt werden. Übrigens wird in Spanien am 6. Dezember nicht Nikolaus gefeiert, sondern die Verfassung. Kein Wunder, wenn der Nikolaus bereits Mitte November aus Spanien mit dem Schiff Richtung Niederlande abdampft.
„Nochebuena“, der Heiligabend, wird mit einem ausgiebigen Familienessen gefeiert. Auch hier wird häufig der Verlosungsfreude der Spanier gefrönt: Die „Urne des Schicksals“ kommt auf den Tisch. Der Inhalt ist allerdings weniger verhängnisvoll als ihr Name: Denn in ihr befinden sich Geschenklose und einige Nieten. Anschließend wird traditionell die mitternächtliche Weihnachtsmesse besucht, die „Misa de Gallo“ (die Messe des Hahns). Warum gerade ein Hahn das Privileg einer Messe erhält? Weil er der erste gewesen sein soll, der die Geburt Jesu verkündet hat. Nach der Messe versammelt man sich vielerorts, singt Weihnachtslieder und feiert ausgelassen. Besonders im Baskenland wartet man an diesem Tag auch auf die Ankunft des Kohlebrenners („Olentzero“), der aus den Bergen herabsteigt, die frohe Botschaft verkündet und Geschenke für die Kinder dabei hat.
Und die Bescherung? Traditionellerweise werden die Geschenke nicht von Weihnachtsmann oder Christkind gebracht, sondern von den Heiligen Drei Königen, die landesweit am 5. Januar mit farbenfrohen Umzügen begrüßt werden. Wer so lange unterwegs ist, hat natürlich Hunger, weshalb viele Kinder Wasser, Brot und Stroh für die Kamele vor die Tür stellen. Zum Dank erhalten die Kinder Geschenke. Ein Höhepunkt des gemeinsamen Essens: der „Rosco de Reyes“, ein Kuchen mit einer eingebackenen Königsfigur. Wer diese Figur findet, erhält den royalen Titel: „König des Tages“.
Dennoch wird es immer üblicher, dass die Kinder ihre Geschenke bereits am 24. Dezember erhalten, nicht zuletzt, damit sie noch genügend Zeit haben, um ihre Geschenke in den Ferien auszuprobieren.
Russland: Väterchen Frost hat den Nikolaus eiskalt abserviert
In Russland kommt traditionell nicht der Weihnachtsmann, sondern „Ded Moros“, Väterchen Frost. Dieser ist sozusagen der personifizierte russische Winter, der das Land in seinem eiskalten Griff hält. Doch Väterchen Frost ist keineswegs ein unbarmherziger, strenger Tyrann. Denn zu Weihnachten reist er mit seiner Enkelin „Snegurotschka“ (Schneeflöckchen) mit seiner Troika durchs Land und verteilt Weihnachtsgeschenke an die artigen Kinder. Streng aber gütig, so lautet das Motto. Dabei sind seine Ansprüche mit der Zeit deutlich gesunken: Während er früher als Gegenleistung schöne Jungfrauen verlangte, begnügte er sich später schon mit einem Essen und einem Wodka. Heute reicht bereits schon ein schönes Gedicht oder ein Lied, um sein Herz zu erwärmen. Ach ja – übrigens werden unartige Kinder auch nicht mehr eingefroren und an Wölfe verfüttert.
Auch wenn das Weihnachtsfest lange durch den Kommunismus bedroht war, haben sich einige Bräuche weiterhin erhalten. Dies gelang zum Beispiel dadurch, dass der Besuch des Väterchen Frosts in Einklang mit der Umstellung vom julianischen auf den gregorianischen Kalender auf die Neujahrsnacht verlegt wurde. An diesem Tag wird in Russland auch üblicherweise der Weihnachtsbaum aufgestellt. Und die russisch-orthodoxe Kirche? Die hat damit zu kämpfen, Väterchen Frost und den Heiligen Nikolaus voneinander zu trennen, denn auch viele gläubige Menschen halten an dem Brauch fest.
Der Höhepunkt des Weihnachtsfestes ist normalerweise am 7. Januar, was im Julianischen Kalender, dem Kalender der russisch-orthodoxen Kirche, dem 25. Dezember entspricht. An Heiligabend wird ein zwölfgängiges Menü gereicht, für jeden Apostel einen Gang.
Japan: Ein zweiter Valentinstag?
Vielleicht wunderst Du Dich, warum Japan eine Rolle in unserem Beitrag spielt – schließlich gibt es in Japan nur eine kleine christliche Minderheit, die die Geburt Jesu feiert. Doch nicht zuletzt durch die westlichen Medien und Hollywoodfilme hat sich Weihnachten in Japan fest etabliert – wenn auch mit einer komplett anderen Bedeutung.
In Japan ist Weihnachten, oder auch „Kurisumasu“ (von engl.: christmas), vor allem eins: Leuchtend, bunt und ja – ein klein wenig kitschig. Dabei ist es nicht das Fest der Familie (diese Bedeutung hat in Japan der Neujahrstag), sondern das Fest der Freundschaft und vor allem der Verliebten. Dennoch finden sich überall Weihnachtsmänner, Tannenbäume, Sterne und Weihnachtsfeiern. Und besonders in jungen Familien ist es nicht unüblich, dass Kinder, Familienmitglieder oder Freunde kleine Geschenke erhalten. Insgesamt ist es aber vor allem eins: ein riesiges Konsumfest! Und – da wir uns in Japan befinden – ein Kostümfest. Trotzdem setzt Japan zu Weihnachten auch kulinarische Akzente: Typisch sind beispielsweise Geburtstagstorten für das Christkind in den Farben des Weihnachtsmanns.
Am Heiligabend gehen verliebte Paare gerne in ein Restaurant und genießen anschließend die romantische Stimmung der Weihnachtsbeleuchtung, berieselt vom Klang amerikanischer Weihnachtslieder. Und wenn der Abend gut läuft, wird der Tag mit einer Übernachtung im Hotel besiegelt. Ist die anfängliche Verliebtheit aber vorbei, greifen viele Japaner gerne auf das Komplett-Paket von Kentucky Fried Chicken zurück. Darin enthalten: Ein weihnachtlicher Teller, Salat, Frittiertes vom Hähnchen und zum Nachtisch Schokoladentorte. Richtig so – denn was ein richtiges Weihnachtsessen sein will, darf nicht weniger als 2000 Kalorien haben! Merii Kurisumasu!
USA: Milch und Kekse, keine Cola…
Nachbarn, die um das hellste und am besten dekorierte Haus kämpfen, große Figuren, die Dächer und Vorgärten schmücken, Chöre, die von Haus zu Haus ziehen, der gigantische Weihnachtsbaum in New York und Schlittschuhbahnen inmitten der Großstädte: Das ist Weihnachten, wie wir es aus den amerikanischen Filmen kennen und lieben.
Die USA ist bekannt als bunter Schmelztiegel verschiedenster Nationen. Ebenso vielfältig sind die Weihnachtsbräuche, die die Einwanderer einst mitgebracht haben. Weihnachtsbäume gehören deshalb genauso zum amerikanischen Weihnachtsfest wie Krippen, Mistelzweige und Socken am Kamin. Doch nicht nur Weihnachten wird zu dieser Zeit gefeiert: Auch das jüdische „Chanukka“ und das afroamerikanische „Kwanzaa“ haben einen hohen Stellenwert. Aufgrund dieser Vielfalt hat es sich übrigens in den letzten Jahren auch ergeben, dass zum Fest unverbindlichere „Season Greetings“ anstelle von Weihnachtskarten verschickt werden.
In den USA werden die Geschenke von Santa Claus gebracht, der seinen Wohnsitz am Nordpol hat. Unermüdlich bearbeitet er das ganze Jahr über Listen mit Weihnachtswünschen, die er mittlerweile auch gerne per E-Mail annimmt. Neben seinem Büro: Eine komplette Werkstatt, in der seine fleißigen Elfen mit gespitzten Ohren seinen Anweisungen lauschen, Geschenke herstellen und verpacken. Verteilt werden die Geschenke schließlich mithilfe seiner fliegenden Rentiere: Rudolph, Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Comet, Cupid, Donner und Blitzen. Diese Vorstellung beruht auf dem 1823 veröffentlichten Gedicht „The Night Before Christmas“. Rudolph mit der roten Nase kam übrigens erst über hundert Jahre später in Zuge einer Werbeaktion für ein Kaufhaus dazu. Doch erst durch das Lied „Rudolph, the Red-Nosed Reindeer“ wurde er zum Liebling des Rentiergespanns und zum Held zahlreicher Bücher, Erzählungen und Filme.
So fliegt Santa in der Nacht zum ersten Weihnachtstag also über die Dächer der Städte und Dörfer, klettert durch Schornsteine und labt sich an der Milch und den Keksen, die ihm kleine Kinder bereitstellen. Übrigens: Im Gegensatz zu einer weitverbreiteten Vorstellung ist Santa aber nicht die Erfindung von Coca-Cola: Er stammt direkt vom Sinterklaas ab.
Australien: Weiße Weihnachten am Sandstrand
Sonne, Strand und Bier: Was für manche nach dem perfekten Sommerurlaub klingt, ist das australische Weihnachtsfest. Denn während wir auf der Nordhalbkugel frieren und sogar auf Schnee hoffen dürfen, ist in Australien Hochsommer. Auf die Weihnachtsromantik möchte man Down Under trotzdem nicht verzichten, sodass auch hier mit dem Sonnenlicht wetteifernde Weihnachtslichter und unangemessen warm bekleidete Weihnachtsmänner zu bewundern sind. Auch Weihnachtslieder sind überall zu hören, die von Schneetreiben und prasselnden Kaminfeuern handeln. Weiße Weihnachten gibt es in Australien allerdings nur, wenn man an den Strand geht – oder auf Kunstschnee oder Watte zurückgreift.
Die Vorfreude auf das Fest ist also groß. In Melbourne gibt es einen gigantischen Adventskalender, an dem jeden Tag ein Türchen geöffnet wird – natürlich mit Live-Übertragung im Fernsehen. Auch die „Carols by Candlelight“ sind ein Großereignis: Hier versammelt man sich an lauen Sommerabenden in den Großstädten und singt gemeinsam, oft in prominenter Begleitung, von Schnee, Eiseskälte und Weihnachten. Und auch wenn Ihr Weihnachten in Australien verbringt, müsst Ihr nicht auf Lebkuchen, Christstollen und Pfeffernüsse verzichten. Denn deutsche Supermarktketten mit vier Buchstaben finden in den Australiern begeisterte Abnehmer. Wahlweise könnt Ihr natürlich auch auf Cocktails mit frischen Sommerfrüchten zurückgreifen.
Auch die Wohnhäuser sind festlich geschmückt und vielerorts erbrennen nach amerikanischem Vorbild erbitterte Kämpfe um das bestgeschmückte Haus. Im Süden Australiens gibt es sogar einen Ort, Lobethal, der dafür berühmt ist, dass alle 700 Häuser die Grenzen des örtlichen Stromversorgers austesten. In den Innenräumen sind Tannenbäume überaus beliebt, es gibt jedoch ein kleines Problem: In Australien herrscht akuter Tannenmangel! Deswegen wird üblicherweise auf Plastiktannen zurückgegriffen, oder auf „Norfolk Pines“, die dem Durchschnittstannenbaum am ähnlichsten sind.
Der Heiligabend steht meist im Zeichen eines gemeinsamen Familienessens mit Truthahn und Plumpudding oder Chrismas Pudding. Auch die „Pavlova“, eine kalorienreiche Baiser-Sahne-Torte, die als australisches Nationalgericht gilt, darf auf vielen Tischen nicht fehlen. Immer häufiger kommen aber auch Fisch und Meeresfrüchte auf den Tisch. Und da jeder, der schon mal eine ganze Familie über die Weihnachtsfeiertage versorgt hat, weiß, dass das mit sehr viel Stress und auch Geld verbunden sein kann, haben die entspannten Australier auch hier eine Lösung: Den „Christmas Hamper“. Hierfür zahlen sie jede Woche einen geringen Betrag ein, um an den Weihnachtsfeiertagen ein Rundum-Sorglos-Paket mit Lebensmitteln zu erhalten.
Die Geschenke werden wie in den USA von Santa Claus gebracht – eine logistische Meisterleistung! Aber der Santa ist eben flexibel und lässt in Australien sogar gerne einmal seinen Schlitten stehen, um auf Wasserski oder Kamele zurückzugreifen. Seltener kann auch beobachtet werden, dass er Kängurus vor den Schlitten spannt. Und wie in England, dem Land der Vorfahren der meisten Australier, müssen die Kinder bis zum Weihnachtsmorgen mit dem Auspacken der lang ersehnten Weihnachtsgeschenke warten.
Nach der Bescherung fahren viele Familien an den Strand, wo der Tag mit einem BBQ, Bier und Limonade gefeiert wird.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag wird wie in allen anderen Commonwealth-Ländern der „Boxing Day“ gefeiert, der Tag, an dem in alten Zeiten die Bediensteten ihre Geschenke erhielten. In Australien ist es heute in vielen Familien der Tag, an dem man in den Sommerurlaub startet und sich durch den dichten Verkehr boxen muss. Wer daheim bleibt, boxt sich durch die Sonderangebote: Beim „Boxing Day Sale“ gibt es erstaunliche Schnäppchen, da die Läden ihre Regale für die nachweihnachtlichen Produkte räumen.
Weihnachten bei 30°C ist nichts für Dich? Das sehen einige Australier genauso – weshalb sie Weihnachten kurzerhand in den Juni oder Juli verschieben, den australischen Winter. Natürlich sind auch zu dieser Zeit die Temperaturen in weiten Teilen Australiens gemäßigt, aber in den Bergen, den Blue Mountains, den viktorianischen Alpen oder den Snowy Mountains liegt Schnee.
Was meint Ihr?
Stühle, die Hexen überführen, launische Wichtel und ein Großvater, der in den letzten Jahrhunderten eine Wesensänderung vollzogen hat, die führende Psychologen in Ehrfurcht erstarren lassen sollte: Weihnachten ist vor allem eins – unglaublich vielfältig. Doch so unterschiedlich die jeweiligen Bräuche, Sitten und Motivationen auch sein mögen: An Weihnachten versammeln sich Familien, halten inne und verbringen wertvolle Zeit miteinander.
Was meinst Du? Würdest Du die Weihnachtsfeiertage bei 30°C am Strand verbringen wollen? Kennst Du andere bemerkenswerte Weihnachtsbräuche, die Du gerne mit uns teilen würdest? Oder gibt es vielleicht sogar in Deiner Familie eine Tradition, die Du uns nicht vorenthalten kannst? Wir sind gespannt auf Deine Kommentare und wünschen Dir und Deiner Familie eine besinnliche und wunderschöne Adventszeit!
Die Ungarn sind natürlich nicht toll – die sind total krass! Auf so einen Hocker würde ich mich nicht mal zum Kühe melken setzen! Der Beitrag ist auf jeden Fall total spannend! Er sorgte bei mir des Öfteren für Staunen und brachte mich hier und da auch zum Schmunzeln! Ganz toll – danke für diese grandiose Weltreise und ich hoffe auf mehr!
Die Ungarn sind toll 😀